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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 


In der Ferne hцrte er die Schritte der Diener; um ihnen nicht auffдllig zu werden, schloЯ er das Fenster und ging in der Richtung zur Haupttreppe. Bei der Tьr zur Rumpelkammer blieb er ein wenig stehen und horchte. Es war ganz still. Der Mann konnte die Wдchter totgeprьgelt haben, sie waren ja ganz in seine Macht gegeben. K. hatte schon die Hand nach der Klinke ausgestreckt, zog sie dann aber wieder zurьck. Helfen konnte er niemandem mehr, und die Diener muЯten gleich kommen; er gelobte sich aber, die Sache noch zur Sprache zu bringen und die wirklich Schuldigen, die hohen Beamten, von denen sich ihm noch keiner zu zeigen gewagt hatte, soweit es in seinen Krдften war, gebьhrend zu bestrafen. Als er die Freitreppe der Bank hinunterging, beobachtete er sorgfдltig alle Passanten, aber selbst in der weiteren Umgebung war kein Mдdchen zu sehen, das auf jemanden gewartet hдtte. Die Bemerkung Franzens, daЯ seine Braut auf ihn warte, erwies sich als eine allerdings verzeihliche Lьge, die nur den Zweck gehabt hatte, grцЯeres Mitleid zu erwecken.
Auch noch am nдchsten Tage kamen K. die Wдchter nicht aus dem Sinn; er war bei der Arbeit zerstreut und muЯte, um sie zu bewдltigen, noch ein wenig lдnger im Bьro bleiben als am Tag vorher. Als er auf dem Nachhausewege wieder an der Rumpelkammer vorbeikam, цffnete er sie wie aus Gewohnheit. Vor dem, was er statt des erwarteten Dunkels erblickte, wuЯte er sich nicht zu fassen. Alles war unverдndert, so wie er es am Abend vorher beim Цffnen der Tьr gefunden hatte. Die Drucksorten und Tintenflaschen gleich hinter der Schwelle, der Prьgler mit der Rute, die noch vollstдndig ausgezogenen Wдchter, die Kerze auf dem Regal, und die Wдchter begannen zu klagen und riefen: »Herr!« Sofort warf K. die Tьr zu und schlug mit den Fдusten gegen sie, als sei sie dann fester verschlossen. Fast weinend lief er zu den Dienern, die ruhig an den Kopiermaschinen arbeiteten und erstaunt in ihrer Arbeit innehielten. »Rдumt doch endlich die Rumpelkammer aus!« rief er. »Wir versinken ja im Schmutz!« Die Diener waren bereit, es am nдchsten Tag zu tun, K. nickte, jetzt spдt am Abend konnte er sie nicht mehr zu der Arbeit zwingen, wie er es eigentlich beabsichtigt hatte. Er setzte sich ein wenig, um die Diener ein Weilchen lang in der Nдhe zu behalten, warf einige Kopien durcheinander, wodurch er den Anschein zu erwecken glaubte, daЯ er sie ьberprьfe, und ging dann, da er einsah, daЯ die Diener nicht wagen wьrden, gleichzeitig mit ihm wegzugehen, mьde und gedankenlos nach Hause.

Sechstes Kapitel Der Onkel, Leni

Eines Nachmittags – K. war gerade vor dem PostabschluЯ sehr beschдftigt – drдngte sich zwischen zwei Dienern, die Schriftstьcke hineintrugen, K.s Onkel Karl, ein kleiner Grundbesitzer vom Lande, ins Zimmer. K. erschrak bei dem Anblick weniger, als er schon vor lдngerer Zeit bei der Vorstellung vom Kommen des Onkels erschrocken war. Der Onkel muЯte kommen, das stand bei K. schon etwa einen Monat lang fest. Schon damals hatte er ihn zu sehen geglaubt, wie er, ein wenig gebьckt, den eingedrьckten Panamahut in der Linken, die Rechte schon von weitem ihm entgegenstreckte und sie mit rьcksichtsloser Eile ьber den Schreibtisch hinreichte, alles umstoЯend, was ihm im Wege war. Der Onkel befand sich immer in Eile, denn er war von dem unglьcklichen Gedanken verfolgt, bei seinem immer nur eintдgigen Aufenthalt in der Hauptstadt mьsse er alles erledigen kцnnen, was er sich vorgenommen hatte, und dьrfte ьberdies auch kein gelegentlich sich darbietendes Gesprдch oder Geschдft oder Vergnьgen sich entgehen lassen. Dabei muЯte ihm K., der ihm als seinem gewesenen Vormund besonders verpflichtet war, in allem mцglichen behilflich sein und ihn auЯerdem bei sich ьbernachten lassen. »Das Gespenst vom Lande« pflegte er ihn zu nennen.
Gleich nach der BegrьЯung – sich in den Fauteuil zu setzen, wozu ihn K. einlud, hatte er keine Zeit – bat er K. um ein kurzes Gesprдch unter vier Augen. »Es ist notwendig«, sagte er, mьhselig schluckend, »zu meiner Beruhigung ist es notwendig.« K. schickte sofort die Diener aus dem Zimmer, mit der Weisung, niemand einzulassen. »Was habe ich gehцrt, Josef?« rief der Onkel, als sie allein waren, setzte sich auf den Tisch und stopfte unter sich, ohne hinzusehen, verschiedene Papiere, um besser zu sitzen. K. schwieg, er wuЯte, was kommen wьrde, aber, plцtzlich von der anstrengenden Arbeit entspannt, wie er war, gab er sich zunдchst einer angenehmen Mattigkeit hin und sah durch das Fenster auf die gegenьberliegende StraЯenseite, von der von seinem Sitz aus nur ein kleiner, dreieckiger Ausschnitt zu sehen war, ein Stьck leerer Hдusermauer zwischen zwei Geschдftsauslagen. »Du schaust aus dem Fenster!« rief der Onkel mit erhobenen Armen, »um Himmels willen, Josef, antworte mir doch! Ist es wahr, kann es denn wahr sein?« »Lieber Onkel«, sagte K. und riЯ sich von seiner Zerstreutheit los, »ich weiЯ ja gar nicht, was du von mir willst.« »Josef«, sagte der Onkel warnend, »die Wahrheit hast du immer gesagt, soviel ich weiЯ. Soll ich deine letzten Worte als schlimmes Zeichen auffassen?« »Ich ahne ja, was du willst«, sagte K. folgsam, »du hast wahrscheinlich von meinem ProzeЯ gehцrt.« »So ist es«. antwortete der Onkel, langsam nickend, »ich habe von deinem ProzeЯ gehцrt.« »Von wem denn?« fragte K. »Erna hat es mir geschrieben«, sagte der Onkel, »sie hat ja keinen Verkehr mit dir, du kьmmerst dich leider nicht viel um sie, trotzdem hat sie es erfahren. Heute habe ich den Brief bekommen und bin natьrlich sofort hergefahren. Aus keinem anderen Grund, aber es scheint ein genьgender Grund zu sein. Ich kann dir die Briefstelle, die dich betrifft, vorlesen.« Er zog den Brief aus der Brieftasche. »Hier ist es. Sie schreibt: ›Josef habe ich schon lange nicht gesehen, vorige Woche war ich einmal in der Bank, aber Josef war so beschдftigt, daЯ ich nicht vorgelassen wurde; ich habe fast eine Stunde gewartet, muЯte dann aber nach Hause, weil ich Klavierstunde hatte. Ich hдtte gern mit ihm gesprochen, vielleicht wird sich nдchstens eine Gelegenheit finden. Zu meinem Namenstag hat er mir eine groЯe Schachtel Schokolade geschickt, es war sehr lieb und aufmerksam. Ich hatte vergessen, es Euch damals zu schreiben, erst jetzt, da Ihr mich fragt, erinnere ich mich daran. Schokolade, mьЯt Ihr wissen, verschwindet nдmlich in der Pension sofort, kaum ist man zum BewuЯtsein dessen gekommen, daЯ man mit Schokolade beschenkt worden ist, ist sie auch schon weg. Aber was Josef betrifft, wollte ich Euch noch etwas sagen. Wie erwдhnt, wurde ich in der Bank nicht zu ihm vorgelassen, weil er gerade mit einem Herrn verhandelte. Nachdem ich eine Zeitlang ruhig gewartet hatte, fragte ich einen Diener, ob die Verhandlung noch lange dauern werde. Er sagte, das dьrfte wohl sein, denn es handle sich wahrscheinlich um den ProzeЯ, der gegen den Herrn Prokuristen gefьhrt werde. Ich fragte, was denn das fьr ein ProzeЯ sei, ob er sich nicht irre, er aber sagte, er irre sich nicht, es sei ein ProzeЯ, und zwar ein schwerer ProzeЯ, mehr aber wisse er nicht. Er selbst mцchte dem Herrn Prokuristen gerne helfen, denn dieser sei ein guter und gerechter Herr, aber er wisse nicht, wie er es anfangen sollte, und er mцchte nur wьnschen, daЯ sich einfluЯreiche Herren seiner annehmen wьrden. Dies werde auch sicher geschehen, und es werde schlieЯlich ein gutes Ende nehmen, vorlдufig aber stehe es, wie er aus der Laune des Herrn Prokuristen entnehmen kцnne, gar nicht gut. Ich legte diesen Reden natьrlich nicht viel Bedeutung bei, suchte auch den einfдltigen Diener zu beruhigen, verbot ihm, anderen gegenьber davon zu sprechen, und halte das Ganze fьr ein Geschwдtz. Trotzdem wдre es vielleicht gut, wenn Du, liebster Vater, bei Deinem nдchsten Besuch der Sache nachgehen wolltest, es wird Dir leicht sein, Genaueres zu erfahren und, wenn es wirklich nцtig sein sollte, durch Deine groЯen, einfluЯreichen Bekanntschaften einzugreifen. Sollte es aber nicht nцtig sein, was ja das wahrscheinlichste ist, so wird es wenigstens Deiner Tochter bald Gelegenheit geben, Dich zu umarmen, was sie freuen wьrde.‹ – Ein gutes Kind«, sagte der Onkel, als er die Vorlesung beendet hatte, und wischte einige Trдnen aus den Augen fort. K. nickte, er hatte infolge der verschiedenen Stцrungen der letzten Zeit vollstдndig Erna vergessen, sogar ihren Geburtstag hatte er vergessen, und die Geschichte von der Schokolade war offenbar nur zu dem Zweck erfunden, um ihn vor Onkel und Tante in Schutz zu nehmen. Es war sehr rьhrend, und mit den Theaterkarten, die er ihr von jetzt ab regelmдЯig schicken wollte, gewiЯ nicht genьgend belohnt, aber zu Besuchen in der Pension und zu Unterhaltungen mit einer kleinen achtzehnjдhrigen Gymnasiastin fьhlte er sich jetzt nicht geeignet. »Und was sagst du jetzt?« fragte der Onkel, der durch den Brief alle Eile und Aufregung vergessen hatte und ihn noch einmal zu lesen schien. »Ja, Onkel«, sagte K., »es ist wahr.« »Wahr?« rief der Onkel. »Was ist wahr? Wie kann es denn wahr sein? Was fьr ein ProzeЯ? Doch nicht ein StrafprozeЯ?« »Ein StrafprozeЯ«, antwortete K. »Und du sitzt ruhig hier und hast einen StrafprozeЯ auf dem Halse?« rief der Onkel, der immer lauter wurde. »Je ruhiger ich bin, desto besser ist es fьr den Ausgang«, sagte K. mьde, »fьrchte nichts.« »Das kann mich nicht beruhigen!« rief der Onkel, »Josef, lieber Josef, denke an dich, an deine Verwandten, an unsern guten Namen! Du warst bisher unsere Ehre, du darfst nicht unsere Schande werden. Deine Haltung«, er sah K. mit schief geneigtem Kopfe an, »gefallt mir nicht, so verhдlt sich kein unschuldig Angeklagter, der noch bei Krдften ist. Sag mir nur schnell, worum es sich handelt, damit ich dir helfen kann. Es handelt sich natьrlich um die Bank?« »Nein«, sagte K. und stand auf, »du sprichst aber zu laut, lieber Onkel, der Diener steht wahrscheinlich an der Tьr und horcht. Das ist mir unangenehm. Wir wollen lieber weggehen. Ich werde dir dann alle Fragen, so gut es geht, beantworten. Ich weiЯ sehr gut, daЯ ich der Familie Rechenschaft schuldig bin.« »Richtig!« schrie der Onkel, »sehr richtig, beeile dich nur, Josef, beeile dich!« »Ich muЯ nur noch einige Auftrдge geben«, sagte K. und berief telephonisch seinen Vertreter zu sich, der in wenigen Augenblicken eintrat. Der Onkel, in seiner Aufregung, zeigte ihm mit der Hand, daЯ K. ihn habe rufen lassen, woran auch sonst kein Zweifel gewesen wдre. K., der vor dem Schreibtisch stand, erklдrte dem jungen Mann, der kьhl, aber aufmerksam zuhцrte, mit leiser Stimme unter Zuhilfenahme verschiedener Schriftstьcke, was in seiner Abwesenheit heute noch erledigt werden mьsse. Der Onkel stцrte, indem er zuerst mit groЯen Augen und nervцsem LippenbeiЯen dabeistand, ohne allerdings zuzuhцren, aber der Anschein dessen war schon stцrend genug. Dann aber ging er im Zimmer auf und ab und blieb hie und da vor dem Fenster oder vor einem Bild stehen, wobei er immer in verschiedene Ausrufe ausbrach, wie: »Mir ist es vollstдndig unbegreiflich!« oder »Jetzt sagt mir nur, was soll denn daraus werden!« Der junge Mann tat, als bemerke er nichts davon, hцrte ruhig K.s Auftrдge bis zu Ende an, notierte sich auch einiges und ging, nachdem er sich vor K. wie auch vor dem Onkel verneigt hatte, der ihm aber gerade den Rьcken zukehrte, aus dem Fenster sah und mit ausgestreckten Hдnden die Vorhдnge zusammenknьllte. Die Tьr hatte sich noch kaum geschlossen, als der Onkel ausrief: »Endlich ist der Hampelmann weggegangen, jetzt kцnnen doch auch wir gehen. Endlich!« Es gab leider kein Mittel, den Onkel zu bewegen, in der Vorhalle, wo einige Beamte und Diener herumstanden und die gerade auch der Direktor-Stellvertreter kreuzte, die Fragen wegen des Prozesses zu unterlassen. »Also, Josef«, begann der Onkel, wдhrend er die Verbeugungen der Umstehenden durch leichtes Salutieren beantwortete, »jetzt sag mir offen, was es fьr ein ProzeЯ ist.« K. machte einige nichtssagende Bemerkungen, lachte auch ein wenig, und erst auf der Treppe erklдrte er dem Onkel, daЯ er vor den Leuten nicht habe offen reden wollen. »Richtig«, sagte der Onkel, »aber jetzt rede.« Mit geneigtem Kopf, eine Zigarre in kurzen, eiligen Zьgen rauchend, hцrte er zu. »Vor allem, Onkel«, sagte K., »handelt es sich gar nicht um einen ProzeЯ vor dem gewцhnlichen Gericht.« »Das ist schlimm«, sagte der Onkel. »Wie?« sagte K. und sah den Onkel an. »DaЯ das schlimm ist, meine ich«, wiederholte der Onkel. Sie standen auf der Freitreppe, die zur StraЯe fьhrte; da der Portier zu horchen schien, zog K. den Onkel hinunter; der lebhafte StraЯenverkehr nahm sie auf. Der Onkel, der sich in K. eingehдngt hatte, fragte nicht mehr so dringend nach dem ProzeЯ, sie gingen sogar eine Zeitlang schweigend weiter. »Wie ist es aber geschehen?« fragte endlich der Onkel, so plцtzlich stehenbleibend, daЯ die hinter ihm gehenden Leute erschreckt auswichen. »Solche Dinge kommen doch nicht plцtzlich, sie bereiten sich seit langem vor, es mьssen Anzeichen dessen gewesen sein, warum hast du mir nicht geschrieben? Du weiЯt, daЯ ich fьr dich alles tue, ich bin ja gewissermaЯen noch dein Vormund und war bis heute stolz darauf. Ich werde dir natьrlich auch jetzt noch helfen, nur ist es jetzt, wenn der ProzeЯ schon im Gange ist, sehr schwer. Am besten wдre es jedenfalls, wenn du dir jetzt einen kleinen Urlaub nimmst und zu uns aufs Land kommst. Du bist auch ein wenig abgemagert, jetzt merke ich es. Auf dem Land wirst du dich krдftigen, das wird gut sein, es stehen dir ja gewiЯ Anstrengungen bevor. AuЯerdem aber wirst du dadurch dem Gericht gewissermaЯen entzogen sein. Hier haben sie alle mцglichen Machtmittel, die sie notwendigerweise automatisch auch dir gegenьber anwenden; auf das Land mьЯten sie aber erst Organe delegieren oder nur brieflich, telegraphisch, telephonisch auf dich einzuwirken suchen. Das schwдcht natьrlich die Wirkung ab, befreit dich zwar nicht, aber lдЯt dich aufatmen.« »Sie kцnnten mir ja verbieten, wegzufahren«, sagte K., den die Rede des Onkels ein wenig in ihren Gedankengang gezogen hatte. »Ich glaube nicht, daЯ sie das tun werden«, sagte der Onkel nachdenklich, »so groЯ ist der Verlust an Macht nicht, den sie durch deine Abreise erleiden.« »Ich dachte«, sagte K. und faЯte den Onkel unterm Arm, um ihn am Stehenbleiben hindern zu kцnnen, »daЯ du dem Ganzen noch weniger Bedeutung beimessen wьrdest als ich, und jetzt nimmst du es selbst so schwer.« »Josef«, rief der Onkel und wollte sich ihm entwinden, um stehenbleiben zu kцnnen, aber K. lieЯ ihn nicht, »du bist verwandelt, du hattest doch immer ein so richtiges Auffassungsvermцgen, und gerade jetzt verlдЯt es dich? Willst du denn den ProzeЯ verlieren? WeiЯt du, was das bedeutet? Das bedeutet, daЯ du einfach gestrichen wirst. Und daЯ die ganze Verwandtschaft mitgerissen oder wenigstens bis auf den Boden gedemьtigt wird. Josef, nimm dich doch zusammen. Deine Gleichgьltigkeit bringt mich um den Verstand. Wenn man dich ansieht, mцchte man fast dem Sprichwort glauben: ›Einen solchen ProzeЯ haben, heiЯt ihn schon verloren haben‹.«
»Lieber Onkel«, sagte K., »die Aufregung ist so unnьtz, sie ist es auf deiner Seite und wдre es auch auf meiner. Mit Aufregung gewinnt man die Prozesse nicht, laЯ auch meine praktischen Erfahrungen ein wenig gelten, so wie ich deine, selbst wenn sie mich ьberraschen, immer und auch jetzt sehr achte. Da du sagst, daЯ auch die Familie durch den ProzeЯ in Mitleidenschaft gezogen wьrde – was ich fьr meinen Teil durchaus nicht begreifen kann, das ist aber Nebensache –, so will dir gerne in allem folgen. Nur den Landaufenthalt halte ich selbst in deinem Sinne nicht fьr vorteilhaft, denn das wьrde Flucht und SchuldbewuЯtsein bedeuten. Ьberdies bin ich hier zwar mehr verfolgt, kann aber auch selbst die Sache mehr betreiben.« »Richtig«, sagte der Onkel in einem Ton, als kдmen sie jetzt endlich einander nдher, »ich machte den Vorschlag nur, weil ich, wenn du hier bliebst, die Sache von deiner Gleichgьltigkeit gefдhrdet sah und es fьr besser hielt, wenn ich statt deiner fьr dich arbeitete. Willst du es aber mit aller Kraft selbst betreiben, so ist es natьrlich weit besser.« »Darin wдren wir also einig«, sagte K. »Und hast du jetzt einen Vorschlag dafьr, was ich zunдchst machen soll?« »Ich muЯ mir natьrlich die Sache noch ьberlegen«, sagte der Onkel, »du muЯt bedenken, daЯ ich jetzt schon zwanzig Jahre fast ununterbrochen auf dem Lande bin, dabei lдЯt der Spьrsinn in diesen Richtungen nach. Verschiedene wichtige Verbindungen mit Persцnlichkeiten, die sich hier vielleicht besser auskennen, haben sich von selbst gelockert. Ich bin auf dem Land ein wenig verlassen, das weiЯt du ja. Selbst merkt man es eigentlich erst bei solchen Gelegenheiten. Zum Teil kam mir deine Sache auch unerwartet, wenn ich auch merkwьrdigerweise nach Ernas Brief schon etwas Derartiges ahnte und es heute bei deinem Anblick fast mit Bestimmtheit wuЯte. Aber das ist gleichgьltig, das Wichtigste ist jetzt, keine Zeit zu verlieren.« Schon wдhrend seiner Rede hatte er, auf den FuЯspitzen stehend, einem Automobil gewinkt und zog jetzt, wдhrend er gleichzeitig dem Wagenlenker eine Adresse zurief, K. hinter sich in den Wagen. »Wir fahren jetzt zum Advokaten Huld«, sagte er, »er war mein Schulkollege. Du kennst den Namen gewiЯ auch? Nicht? Das ist aber merkwьrdig. Er hat doch als Verteidiger und Armenadvokat einen bedeutenden Ruf. Ich aber habe besonders zu ihm als Menschen groЯes Vertrauen.« »Mir ist alles recht, was du unternimmst«, sagte K., obwohl ihm die eilige und dringliche Art, mit der der Onkel die Angelegenheit behandelte, Unbehagen verursachte. Es war nicht sehr erfreulich, als Angeklagter zu einem Armenadvokaten zu fahren. »Ich wuЯte nicht«, sagte er, »daЯ man in einer solchen Sache auch einen Advokaten zuziehen kцnne.« »Aber natьrlich«, sagte der Onkel, »das ist ja selbstverstдndlich. Warum denn nicht? Und nun erzдhle mir, damit ich ьber die Sache genau unterrichtet bin, alles, was bisher geschehen ist.« K. begann sofort zu erzдhlen, ohne irgend etwas zu verschweigen, seine vollstдndige Offenheit war der einzige Protest, den er sich gegen des Onkels Ansicht, der ProzeЯ sei eine groЯe Schande, erlauben konnte. Frдulein Bьrstners Namen erwдhnte er nur einmal und flьchtig, aber das beeintrдchtigte nicht die Offenheit, denn Frдulein Bьrstner stand mit dem ProzeЯ in keiner Verbindung. Wдhrend er erzдhlte, sah er aus dem Fenster und beobachtete, wie sie sich gerade jener Vorstadt nдherten, in der die Gerichtskanzleien waren, er machte den Onkel darauf aufmerksam, der aber das Zusammentreffen nicht besonders auffallend fand. Der Wagen hielt vor einem dunklen Haus. Der Onkel lдutete gleich im Parterre bei der ersten Tьr; wдhrend sie warteten, fletschte er lдchelnd seine groЯen Zдhne und flьsterte: »Acht Uhr, eine ungewцhnliche Zeit fьr Parteienbesuche. Huld nimmt es mir aber nicht ьbel.« Im Guckfenster der Tьr erschienen zwei groЯe, schwarze Augen, sahen ein Weilchen die zwei Gдste an und verschwanden; die Tьr цffnete sich aber nicht. Der Onkel und K. bestдtigten einander gegenseitig die Tatsache, die zwei Augen gesehen zu haben. »Ein neues Stubenmдdchen, das sich vor Fremden fьrchtet«, sagte der Onkel und klopfte nochmals. Wieder erschienen die Augen, man konnte sie jetzt fast fьr traurig halten, vielleicht war das aber auch nur eine Tдuschung, hervorgerufen durch die offene Gasflamme, die nahe ьber den Kцpfen stark zischend brannte, aber wenig Licht gab. »Цffnen Sie«, rief der Onkel und hieb mit der Faust gegen die Tьr, »es sind Freunde des Herrn Advokaten!« »Der Herr Advokat ist krank«, flьsterte es hinter ihnen. In einer Tьr am andern Ende des kleinen Ganges stand ein Herr im Schlafrock und machte mit дuЯerst leiser Stimme diese Mitteilung. Der Onkel, der schon wegen des langen Wartens wьtend war, wandte sich mit einem Ruck um, rief: »Krank? Sie sagen, er ist krank?« und ging fast drohend, als sei der Herr die Krankheit, auf ihn zu. »Man hat schon geцffnet«, sagte der Herr, zeigte auf die Tьr des Advokaten, raffte seinen Schlafrock zusammen und verschwand. Die Tьr war wirklich geцffnet worden, ein junges Mдdchen – K. erkannte die dunklen, ein wenig hervorgewдlzten Augen wieder – stand in langer, weiЯer Schьrze im Vorzimmer und hielt eine Kerze in der Hand. »Nдchstens цffnen Sie frьher!« sagte der Onkel statt einer BegrьЯung, wдhrend das Mдdchen einen kleinen Knicks machte. »Komm, Josef«, sagte er dann zu K., der sich langsam an dem Mдdchen vorьberschob. »Der Herr Advokat ist krank«, sagte das Mдdchen, da der Onkel, ohne sich aufzuhalten, auf eine Tьr zueilte. K. staunte das Mдdchen noch an, wдhrend es sich schon umgedreht hatte, um die Wohnungstьr wieder zu versperren, es hatte ein puppenfцrmiges gerundetes Gesicht, nicht nur die bleichen Wangen und das Kinn verliefen rund, auch die Schlдfen und die Stirnrдnder. »Josef!« rief der Onkel wieder, und das Mдdchen fragte er: »Es ist das Herzleiden?« »Ich glaube wohl«, sagte das Mдdchen, es hatte Zeit gefunden, mit der Kerze voranzugehen und die Zimmertьr zu цffnen. In einem Winkel des Zimmers, wohin das Kerzenlicht noch nicht drang, erhob sich im Bett ein Gesicht mit langem Bart. »Leni, wer kommt denn?« fragte der Advokat, der, durch die Kerze geblendet, die Gдste nicht erkannte. »Albert, dein alter Freund ist es«, sagte der Onkel. »Ach, Albert«, sagte der Advokat und lieЯ sich auf die Kissen zurьckfallen, als bedьrfe es diesem Besuch gegenьber keiner Verstellung. »Steht es wirklich so schlecht?« fragte der Onkel und setzte sich auf den Bettrand. »Ich glaube es nicht. Es ist ein Anfall deines Herzleidens und wird vorьbergehen wie die frьheren.« »Mцglich«, sagte der Advokat leise, »es ist aber дrger, als es jemals gewesen ist. Ich atme schwer, schlafe gar nicht und verliere tдglich an Kraft.« »So«, sagte der Onkel und drьckte den Panamahut mit seiner groЯen Hand fest aufs Knie. »Das sind schlechte Nachrichten. Hast du ьbrigens die richtige Pflege? Es ist auch so traurig hier, so dunkel. Es ist schon lange her, seit ich zum letztenmal hier war, damals schien es mir freundlicher. Auch dein kleines Frдulein hier scheint nicht sehr lustig, oder sie verstellt sich.« Das Mдdchen stand noch immer mit der Kerze nahe bei der Tьr; soweit ihr unbestimmter Blick erkennen lieЯ, sah sie eher K. an als den Onkel, selbst als dieser jetzt von ihr sprach. K. lehnte an einem Sessel, den er in die Nдhe des Mдdchens geschoben hatte. »Wenn man so krank ist wie ich«, sagte der Advokat, »muЯ man Ruhe haben. Mir ist es nicht traurig.« Nach einer kleinen Pause fьgte er hinzu: »Und Leni pflegt mich gut, sie ist brav.« Den Onkel konnte das aber nicht ьberzeugen, er war sichtlich gegen die Pflegerin voreingenommen, und wenn er auch dem Kranken nichts entgegnete, so verfolgte er doch die Pflegerin mit strengen Blicken, als sie jetzt zum Bett hinging, die Kerze auf das Nachttischchen stellte, sich ьber den Kranken hinbeugte und beim Ordnen der Kissen mit ihm flьsterte. Er vergaЯ fast die Rьcksicht auf den Kranken, stand auf, ging hinter der Pflegerin hin und her, und K. hдtte es nicht gewundert, wenn er sie hinten an den Rцcken erfaЯt und vom Bett fortgezogen hдtte. K. selbst sah allem ruhig zu, die Krankheit des Advokaten war ihm sogar nicht ganz unwillkommen, dem Eifer, den der Onkel fьr seine Sache entwickelt hatte, hatte er sich nicht entgegenstellen kцnnen, die Ablenkung, die dieser Eifer jetzt ohne sein Zutun erfuhr, nahm er gerne hin. Da sagte der Onkel, vielleicht nur in der Absicht, die Pflegerin zu beleidigen: »Frдulein, bitte, lassen Sie uns ein Weilchen allein, ich habe mit meinem Freund eine persцnliche Angelegenheit zu besprechen.« Die Pflegerin, die noch weit ьber den Kranken hingebeugt war und gerade das Leintuch an der Wand glдttete, wendete nur den Kopf und sagte sehr ruhig, was einen auffallenden Unterschied zu den vor Wut stockenden und dann wieder ьberflieЯenden Reden des Onkels bildete: »Sie sehen, der Herr ist so krank, er kann keine Angelegenheiten besprechen.« Sie hatte die Worte des Onkels wahrscheinlich nur aus Bequemlichkeit wiederholt, immerhin konnte es selbst von einem Unbeteiligten als spцttisch aufgefaЯt werden, der Onkel aber fuhr natьrlich wie ein Gestochener auf. »Du Verdammte«, sagte er im ersten Gurgeln der Aufregung noch ziemlich unverstдndlich, K. erschrak, obwohl er etwas Дhnliches erwartet hatte, und lief auf den Onkel zu, mit der bestimmten Absicht, ihm mit beiden Hдnden den Mund zu schlieЯen.
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