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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

Glьcklicherweise erhob sich aber hinter dem Mдdchen der Kranke, der Onkel machte ein finsteres Gesicht, als schlucke er etwas Abscheuliches hinunter, und sagte dann ruhiger: »Wir haben natьrlich auch noch den Verstand nicht verloren; wдre das, was ich verlange, nicht mцglich, wьrde ich es nicht verlangen. Bitte, gehen Sie jetzt!« Die Pflegerin stand aufgerichtet am Bett, dem Onkel voll zugewendet, mit der einen Hand streichelte sie, wie K. zu bemerken glaubte, die Hand des Advokaten. »Du kannst vor Leni alles sagen«, sagte der Kranke, zweifellos im Ton einer dringenden Bitte. »Es betrifft mich nicht«, sagte der Onkel, »es ist nicht mein Geheimnis.« Und er drehte sich um, als gedenke er in keine Verhandlungen mehr einzugehen, gebe aber noch eine kleine Bedenkzeit. »Wen betrifft es denn?« fragte der Advokat mit erlцschender Stimme und legte sich wieder zurьck. »Meinen Neffen«, sagte der Onkel, »ich habe ihn auch mitgebracht.« Und er stellte vor: »Prokurist Josef K.« »Oh«, sagte der Kranke viel lebhafter und streckte K. die Hand entgegen, »verzeihen Sie, ich habe Sie gar nicht bemerkt. Geh, Leni«, sagte er dann zu der Pflegerin, die sich auch gar nicht mehr wehrte, und reichte ihr die Hand, als gelte es einen Abschied fьr lange Zeit. »Du bist also«, sagte er endlich zum Onkel, der, auch versцhnt, nдhergetreten war, »nicht gekommen, mir einen Krankenbesuch zu machen, sondern du kommst in Geschдften.« Es war, als hдtte die Vorstellung eines Krankenbesuchs den Advokaten bisher gelдhmt, so gekrдftigt sah er jetzt aus, blieb stдndig auf einem Ellbogen aufgestьtzt, was ziemlich anstrengend sein muЯte, und zog immer wieder an einem Bartstrahn in der Mitte seines Bartes. »Du siehst schon viel gesьnder aus«, sagte der Onkel, »seit diese Hexe drauЯen ist.« Er unterbrach sich, flьsterte: »Ich wette, daЯ sie horcht!« und er sprang zur Tьr. Aber hinter der Tьr war niemand, der Onkel kam zurьck, nicht enttдuscht, denn ihr Nichthorchen erschien ihm als eine noch grцЯere Bosheit, wohl aber verbittert: »Du verkennst sie«, sagte der Advokat, ohne die Pflegerin weiter in Schutz zu nehmen; vielleicht wollte er damit ausdrьcken, daЯ sie nicht schutzbedьrftig sei. Aber in viel teilnehmenderem Tone fuhr er fort: »Was die Angelegenheit deines Herrn Neffen betrifft, so wьrde ich mich allerdings glьcklich schдtzen, wenn meine Kraft fьr diese дuЯerst schwierige Aufgabe ausreichen kцnnte; ich fьrchte sehr, daЯ sie nicht ausreichen wird, jedenfalls will ich nichts unversucht lassen; wenn ich nicht ausreiche, kцnnte man ja noch jemanden anderen beiziehen. Um aufrichtig zu sein, interessiert mich die Sache zu sehr, als daЯ ich es ьber mich bringen kцnnte, auf jede Beteiligung zu verzichten. Hдlt es mein Herz nicht aus, so wird es doch wenigstens hier eine wьrdige Gelegenheit finden, gдnzlich zu versagen.« K. glaubte, kein Wort dieser ganzen Rede zu verstehen, er sah den Onkel an, um dort eine Erklдrung zu finden, aber dieser saЯ, mit der Kerze in der Hand, auf dem Nachttischchen, von dem bereits eine Arzneimittelflasche auf den Teppich gerollt war, nickte zu allem, was der Advokat sagte, war mit allem einverstanden und sah hie und da auf K. mit der Aufforderung zu gleichem Einverstдndnis hin. Hatte vielleicht der Onkel schon frьher dem Advokaten von dem ProzeЯ erzдhlt? Aber das war unmцglich, alles, was vorhergegangen war, sprach dagegen. »Ich verstehe nicht –«, sagte er deshalb. »Ja, habe vielleicht ich Sie miЯverstanden?« fragte der Advokat ebenso erstaunt und verlegen wie K. »Ich war vielleicht voreilig. Worьber wollten Sie denn mit mir sprechen? Ich dachte, es handle sich um Ihren ProzeЯ?« »Natьrlich«, sagte der Onkel und fragte dann K.: »Was willst du denn?« »Ja, aber woher wissen Sie denn etwas ьber mich und meinen ProzeЯ?« fragte K. »Ach so«, sagte der Advokat lдchelnd, »Ich bin doch Advokat, ich verkehre in Gerichtskreisen, man spricht ьber verschiedene Prozesse, und auffallendere, besonders wenn es den Neffen eines Freundes betrifft, behдlt man im Gedдchtnis. Das ist doch nichts Merkwьrdiges.« »Was willst du denn?« fragte der Onkel K. nochmals. »Du bist so unruhig.« »Sie verkehren in diesen Gerichtskreisen?« fragte K. »Ja«, sagte der Advokat. »Du fragst wie ein Kind«, sagte der Onkel. »Mit wem sollte ich denn verkehren, wenn nicht mit Leuten meines Faches?« fьgte der Advokat hinzu. Es klang so unwiderleglich, daЯ K. gar nicht antwortete. »Sie arbeiten doch bei dem Gericht im Justizpalast, und nicht bei dem auf dem Dachboden«, hatte er sagen wollen, konnte sich aber nicht ьberwinden, es wirklich zu sagen. »Sie mьssen doch bedenken«, fuhr der Advokat fort, in einem Tone, als erklдre er etwas Selbstverstдndliches ьberflьssigerweise und nebenbei, »Sie mьssen doch bedenken, daЯ ich aus einem solchen Verkehr auch groЯe Vorteile fьr meine Klientel ziehe, und zwar in vielfacher Hinsicht, man darf nicht einmal immer davon reden. Natьrlich bin ich jetzt infolge meiner Krankheit ein wenig behindert, aber ich bekomme trotzdem Besuch von guten Freunden vom Gericht und erfahre doch einiges. Erfahre vielleicht mehr als manche, die in bester Gesundheit den ganzen Tag bei Gericht verbringen. So habe ich zum Beispiel gerade jetzt einen lieben Besuch.« Und er zeigte in eine dunkle Zimmerecke. »Wo denn?« fragte K. in der ersten Ьberraschung fast grob. Er sah unsicher herum; das Licht der kleinen Kerze drang bis zur gegenьberliegenden Wand bei weitem nicht. Und wirklich begann sich dort in der Ecke etwas zu rьhren. Im Licht der Kerze, die der Onkel jetzt hochhielt, sah man dort, bei einem kleinen Tischchen, einen дlteren Herrn sitzen. Er hatte wohl gar nicht geatmet, daЯ er so lange unbemerkt geblieben war. Jetzt stand er umstдndlich auf, offenbar unzufrieden damit, daЯ man auf ihn aufmerksam gemacht hatte. Es war, als wolle er mit den Hдnden, die er wie kurze Flьgel bewegte, alle Vorstellungen und BegrьЯungen abwehren, als wolle er auf keinen Fall die anderen durch seine Anwesenheit stцren und als bitte er dringend wieder um die Versetzung ins Dunkel und um das Vergessen seiner Anwesenheit. Das konnte man ihm nun aber nicht mehr zugestehen. »Ihr habt uns nдmlich ьberrascht«, sagte der Advokat zur Erklдrung und winkte dabei dem Herrn aufmunternd zu, nдherzukommen, was dieser langsam, zцgernd herumblickend und doch mit einer gewissen Wьrde tat, »der Herr Kanzleidirektor – ach so, Verzeihung, ich habe nicht vorgestellt – hier mein Freund Albert K., hier sein Neffe, Prokurist Josef K., und hier der Herr Kanzleidirektor – der Herr Kanzleidirektor also war so freundlich, mich zu besuchen. Den Wert eines solchen Besuches kann eigentlich nur der Eingeweihte wьrdigen, welcher weiЯ, wie der Herr Kanzleidirektor mit Arbeit ьberhдuft ist. Nun, er kam aber trotzdem, wir unterhielten uns friedlich, soweit meine Schwдche es erlaubte, wir hatten zwar Leni nicht verboten, Besuche einzulassen, denn es waren keine zu erwarten, aber unsere Meinung war doch, daЯ wir allein bleiben sollten, dann aber kamen deine Fausthiebe, Albert, der Herr Kanzleidirektor rьckte mit Sessel und Tisch in den Winkel, nun aber zeigt sich, daЯ wir mцglicherweise, das heiЯt, wenn der Wunsch danach besteht, eine gemeinsame Angelegenheit zu besprechen haben und sehr gut wieder zusammenrьcken kцnnen. – Herr Kanzleidirektor«, sagte er mit Kopfneigen und unterwьrfigem Lдcheln und zeigte auf einen Lehnstuhl in der Nдhe des Bettes. »Ich kann leider nur noch ein paar Minuten bleiben«, sagte der Kanzleidirektor freundlich, setzte sich breit in den Lehnstuhl und sah auf die Uhr, »die Geschдfte rufen mich. Jedenfalls will ich nicht die Gelegenheit vorьbergehen lassen, einen Freund meines Freundes kennenzulernen.« Er neigte den Kopf leicht gegen den Onkel, der von der neuen Bekanntschaft sehr befriedigt schien, aber infolge seiner Natur Gefьhle der Ergebenheit nicht ausdrьcken konnte und die Worte des Kanzleidirektors mit verlegenem, aber lautem Lachen begleitete. Ein hдЯlicher Anblick! K. konnte ruhig alles beobachten, denn um ihn kьmmerte sich niemand, der Kanzleidirektor nahm, wie es seine Gewohnheit schien, da er nun schon einmal hervorgezogen war, die Herrschaft ьber das Gesprдch an sich, der Advokat, dessen erste Schwдche vielleicht nur dazu hatte dienen sollen, den neuen Besuch zu vertreiben, hцrte aufmerksam, die Hand am Ohre zu, der Onkel als Kerzentrдger – er balancierte die Kerze auf seinem Schenkel, der Advokat sah цfter besorgt hin – war bald frei von Verlegenheit und nur noch entzьckt, sowohl von der Art der Rede des Kanzleidirektors als auch von den sanften, wellenfцrmigen Handbewegungen, mit denen er sie begleitete. K., der am Bettpfosten lehnte, wurde vom Kanzleidirektor vielleicht sogar mit Absicht vollstдndig vernachlдssigt und diente den alten Herren nur als Zuhцrer. Ьbrigens wuЯte er kaum, wovon die Rede war und dachte bald an die Pflegerin und an die schlechte Behandlung, die sie vom Onkel erfahren hatte, bald daran, ob er den Kanzleidirektor nicht schon einmal gesehen hatte, vielleicht sogar in der Versammlung bei seiner ersten Untersuchung. Wenn er sich auch vielleicht tдuschte, so hдtte sich doch der Kanzleidirektor den Versammlungsteilnehmern in der ersten Reihe, den alten Herren mit den schьtteren Bдrten, vorzьglich eingefьgt.
Da lieЯ ein Lдrm aus dem Vorzimmer, wie von zerbrechendem Porzellan, alle aufhorchen. »Ich will nachsehen, was geschehen ist«, sagte K. und ging langsam hinaus, als gebe er den anderen noch Gelegenheit, ihn zurьckzuhalten. Kaum war er ins Vorzimmer getreten und wollte sich im Dunkel zurechtfinden, als sich auf die Hand, mit der er die Tьr noch festhielt, eine kleine Hand legte, viel kleiner als K.s Hand, und die Tьr leise schloЯ. Es war die Pflegerin, die hier gewartet hatte. »Es ist nichts geschehen«, flьsterte sie, »ich habe nur einen Teller gegen die Mauer geworfen, um Sie herauszuholen.« In seiner Befangenheit sagte K.: »Ich habe auch an Sie gedacht.« »Desto besser«, sagte die Pflegerin, »kommen Sie.« Nach ein paar Schritten kamen sie zu einer Tьr aus mattem Glas, welche die Pflegerin vor K. цffnete. »Treten Sie doch ein«, sagte sie. Es war jedenfalls das Arbeitszimmer des Advokaten; soweit man im Mondlicht sehen konnte, das jetzt nur einen kleinen, viereckigen Teil des FuЯbodens an jedem der drei groЯen Fenster erhellte, war es mit schweren, alten Mцbelstьcken ausgestattet. »Hierher«, sagte die Pflegerin und zeigte auf eine dunkle Truhe mit holzgeschnitzter Lehne. Noch als er sich gesetzt hatte, sah sich K. im Zimmer um, es war ein hohes, groЯes Zimmer, die Kundschaft des Armenadvokaten muЯte sich hier verloren vorkommen. K. glaubte, die kleinen Schritte zu sehen, mit denen die Besucher zu dem gewaltigen Schreibtisch vorrьckten. Dann aber vergaЯ er dies und hatte nur noch Augen fьr die Pflegerin, die ganz nahe neben ihm saЯ und ihn fast an die Seitenlehne drьckte. »Ich dachte«, sagte sie, »Sie wьrden von selbst zu mir herauskommen, ohne daЯ ich Sie erst rufen mьЯte. Es war doch merkwьrdig. Zuerst sahen Sie mich gleich beim Eintritt ununterbrochen an und dann lieЯen Sie mich warten. Nennen Sie mich ьbrigens Leni«, fьgte sie noch rasch und unvermittelt zu, als solle kein Augenblick dieser Aussprache versдumt werden. »Gern«, sagte K., »Was aber die Merkwьrdigkeit betrifft, Leni, so ist sie leicht zu erklдren. Erstens muЯte ich doch das Geschwдtz der alten Herren anhцren und konnte nicht grundlos weglaufen, zweitens aber bin ich nicht frech, sondern eher schьchtern, und auch Sie, Leni, sahen wahrhaftig nicht so aus, als ob Sie in einem Sprung zu gewinnen wдren.« »Das ist es nicht«, sagte Leni, legte den Arm ьber die Lehne und sah K. an, »aber ich gefiel Ihnen nicht und gefalle Ihnen auch wahrscheinlich jetzt nicht.« »Gefallen wдre ja nicht viel«, sagte K. ausweichend. »Oh!« sagte sie lдchelnd und gewann durch K.s Bemerkung und diesen kleinen Ausruf eine gewisse Ьberlegenheit. Deshalb schwieg K. ein Weilchen. Da er sich an das Dunkel im Zimmer schon gewцhnt hatte, konnte er verschiedene Einzelheiten der Einrichtung unterscheiden. Besonders fiel ihm ein groЯes Bild auf, das rechts von der Tьr hing, er beugte sich vor, um es besser zu sehen. Es stellte einen Mann im Richtertalar dar; er saЯ auf einem hohen Thronsessel, dessen Vergoldung vielfach aus dem Bilde hervorstach. Das Ungewцhnliche war, daЯ dieser Richter nicht in Ruhe und Wьrde dort saЯ, sondern den linken Arm fest an Rьcken– und Seitenlehne drьckte, den rechten Arm aber vцllig frei hatte und nur mit der Hand die Seitenlehne umfaЯte, als wolle er im nдchsten Augenblick mit einer heftigen und vielleicht empцrten Wendung aufspringen, um etwas Entscheidendes zu sagen oder gar das Urteil zu verkьnden. Der Angeklagte war wohl zu FьЯen der Treppe zu denken, deren oberste, mit einem gelben Teppich bedeckte Stufen noch auf dem Bilde zu sehen waren. »Vielleicht ist das mein Richter«, sagte K. und zeigte mit einem Finger auf das Bild. »Ich kenne ihn«, sagte Leni und sah auch zum Bilde auf, »er kommt цfters hierher. Das Bild stammt aus seiner Jugend, er kann aber niemals dem Bilde auch nur дhnlich gewesen sein, denn er ist fast winzig klein. Trotzdem hat er sich auf dem Bild so in die Lдnge ziehen lassen, denn er ist unsinnig eitel, wie alle hier. Aber auch ich bin eitel und sehr unzufrieden damit, daЯ ich Ihnen gar nicht gefalle.« Auf die letzte Bemerkung antwortete K. nur damit, daЯ er Leni umfaЯte und an sich zog, sie lehnte still den Kopf an seine Schulter. Zu dem Ьbrigen aber sagte er: »Was fьr einen Rang hat er?« »Er ist Untersuchungsrichter«, sagte sie, ergriff K.s Hand, mit der er sie umfaЯt hielt, und spielte mit seinen Fingern. »Wieder nur Untersuchungsrichter«, sagte K. enttдuscht, »die hohen Beamten verstecken sich. Aber er sitzt doch auf einem Thronsessel.« »Das ist alles Erfindung«, sagte Leni, das Gesicht ьber K.s Hand gebeugt, »in Wirklichkeit sitzt er auf einem Kьchensessel, auf dem eine alte Pferdedecke zusammengelegt ist. Aber mьssen Sie denn immerfort an Ihren ProzeЯ denken?« fьgte sie langsam hinzu. »Nein, durchaus nicht«, sagte K., »ich denke wahrscheinlich sogar zu wenig an ihn.« »Das ist nicht der Fehler, den Sie machen«, sagte Leni, »Sie sind zu unnachgiebig, so habe ich es gehцrt.« »Wer hat das gesagt?« fragte K., erfьhlte ihren Kцrper an seiner Brust und sah auf ihr reiches, dunkles, fest gedrehtes Harr hinab. »Ich wьrde zuviel verraten, wenn ich das sagte«, antwortete Leni. »Fragen Sie, bitte, nicht nach Namen, stellen Sie aber Ihren Fehler ab, seien Sie nicht mehr so unnachgiebig, gegen dieses Gericht kann man sich ja nicht wehren, man muЯ das Gestдndnis machen. Machen Sie doch bei nдchster Gelegenheit das Gestдndnis. Erst dann ist die Mцglichkeit zu entschlьpfen gegeben, erst dann. Jedoch selbst das ist ohne fremde Hilfe nicht mцglich, wegen dieser Hilfe aber mьssen Sie sich nicht дngstigen, die will ich Ihnen selbst leisten.« »Sie verstehen viel von diesem Gericht und von den Betrьgereien, die hier nцtig sind«, sagte K. und hob sie, da sie sich allzu stark an ihn drдngte, auf seinen SchoЯ. »So ist es gut«, sagte sie und richtete sich auf seinem SchoЯ ein, indem sie den Rock glдttete und die Bluse zurechtzog. Dann hing sie sich mit beiden Hдnden an seinen Hals, lehnte sich zurьck und sah ihn lange an. »Und wenn ich das Gestдndnis nicht mache, dann kцnnen Sir mir nicht helfen?« fragte K. versuchsweise. Ich werbe Helferinnen, dachte er fast verwundert, zuerst Frдulein Bьrstner, dann die Frau des Gerichtsdieners und endlich diese kleine Pflegerin, die ein unbegreifliches Bedьrfnis nach mir zu haben scheint. Wie sie auf meinem SchoЯ sitzt, als sei es ihr einzig richtiger Platz! »Nein«, antwortete Leni und schьttelte langsam den Kopf, »dann kann ich Ihnen nicht helfen. Aber Sie wollen ja meine Hilfe gar nicht, es liegt Ihnen nichts daran, Sie sind eigensinnig und lassen sich nicht ьberzeugen.« »Haben Sie eine Geliebte?« fragte sie nach einem Weilchen. »Nein«, sagte K. »O doch«, sagte sie. »Ja wirklich«, sagte K., »denken Sie nur, ich habe sie verleugnet und trage doch sogar ihre Photographie bei mir.« Auf ihre Bitten zeigte er ihr eine Photographie Elsas, zusammengekrьmmt auf seinem SchoЯ, studierte sie das Bild. Es war eine Momentphotographie, Elsa war nach einem Wirbeltanz aufgenommen, wie sie ihn in dem Weinlokal gern tanzte, ihr Rock flog noch im Faltenwurf der Drehung um sie her, die Hдnde hatte sie auf die festen Hьften gelegt und sah mit straffem Hals lachend zur Seite; wem ihr Lachen galt, konnte man aus dem Bild nicht erkennen. »Sie ist stark geschnьrt«, sagte Leni und zeigte auf die Stelle, wo dies ihrer Meinung nach zu sehen war. »Sie gefдllt mir nicht, sie ist unbeholfen und roh. Vielleicht ist sie aber Ihnen gegenьber sanft und freundlich, darauf kцnnte man nach dem Bilde schlieЯen. So groЯe, starke Mдdchen wissen oft nichts anderes, als sanft und freundlich zu sein. Wьrde sie sich aber fьr Sie opfern kцnnen?« »Nein«, sagte K., »sie ist weder sanft und freundlich, noch wьrde sie sich fьr mich opfern kцnnen. Auch habe ich bisher weder das eine noch das andere von ihr verlangt. Ja, ich habe noch nicht einmal das Bild so genau angesehen wie Sie.« »Es liegt Ihnen also gar nicht viel an ihr«, sagte Leni, »sie ist also gar nicht Ihre Geliebte.« »Doch«, sagte K. »Ich nehme mein Wort nicht zurьck.« »Mag sie also jetzt Ihre Geliebte sein«, sagte Leni, »Sie wьrden sie aber nicht sehr vermissen, wenn Sie sie verlцren oder fьr jemand anderen, zum Beispiel fьr mich, eintauschten.« »GewiЯ«, sagte K. lдchelnd, »das wдre denkbar, aber sie hat einen groЯen Vorteil Ihnen gegenьber, sie weiЯ nichts von meinem ProzeЯ, und selbst wenn sie etwas davon wьЯte, wьrde sie nicht daran denken. Sie wьrde mich nicht zur Nachgiebigkeit zu ьberreden suchen.« »Das ist kein Vorteil«, sagte Leni. »Wenn sie keine sonstigen Vorteile hat, verliere ich nicht den Mut. Hat sie irgendeinen kцrperlichen Fehler?« »Einen kцrperlichen Fehler?« fragte K. »Ja«, sagte Leni, »ich habe nдmlich einen solchen kleinen Fehler, sehen Sie.« Sie spannte den Mittelund Ringfinger ihrer rechten Hand auseinander, zwischen denen das Verbindungshдutchen fast bis zum obersten Gelenk der kurzen Finger reichte. K. merkte im Dunkel nicht gleich, was sie ihm zeigen wollte, sie fьhrte deshalb seine Hand hin, damit er es abtaste. »Was fьr ein Naturspiel«, sagte K. und fьgte, als er die ganze Hand ьberblickt hatte, hinzu: »Was fьr eine hьbsche Kralle!« Mit einer Art Stolz sah Leni zu, wie K. staunend immer wieder ihre zwei Finger auseinanderzog und zusammenlegte, bis er sie schlieЯlich flьchtig kьЯte und loslieЯ. »Oh!« rief sie aber sofort, »Sie haben mich gekьЯt!« Eilig, mit offenem Mund erkletterte sie mit den Knien seinen SchoЯ. K. sah fast bestьrzt zu ihr auf, jetzt, da sie ihm so nahe war, ging ein bitterer, aufreizender Geruch wie von Pfeffer von ihr aus, sie nahm seinen Kopf an sich, beugte sich ьber ihn hinweg und biЯ und kьЯte seinen Hals, biЯ selbst in seine Haare. »Sie haben mich eingetauscht!« rief sie von Zeit zu Zeit, »sehen Sie, nun haben Sie mich eingetauscht!« Da glitt ihr Knie aus, mit einem kleinen Schrei fiel sie fast auf den Teppich, K. umfaЯte sie, um sie noch zu halten, und wurde zu ihr hinabgezogen. »Jetzt gehцrst du mir«, sagte sie.
»Hier hast du den Hausschlьssel, komm, wann du willst«, waren ihre letzten Worte, und ein zielloser KuЯ traf ihn noch im Weggehen auf den Rьcken. Als er aus dem Haustor trat, fiel ein leichter Regen, er wollte in die Mitte der StraЯe gehen, um vielleicht Leni noch beim Fenster erblicken zu kцnnen, da stьrzte aus einem Automobil, das vor dem Hause wartete und das K. in seiner Zerstreutheit gar nicht bemerkt hatte, der Onkel, faЯte ihn bei den Armen und stieЯ ihn gegen das Haustor, als wolle er ihn dort festnageln. »Junge«, rief er, »wie konntest du nur das tun! Du hast deiner Sache, die auf gutem Wege war, schrecklich geschadet. Verkriechst dich mit einem kleinen, schmutzigen Ding, das ьberdies offensichtlich die Geliebte des Advokaten ist, und bleibst stundenlang weg. Suchst nicht einmal einen Vorwand, verheimlichst nichts, nein, bist ganz offen, lдufst zu ihr und bleibst bei ihr. Und unterdessen sitzen wir beisammen, der Onkel, der sich fьr dich abmьht, der Advokat, der fьr dich gewonnen werden soll, der Kanzleidirektor vor allem, dieser groЯe Herr, der deine Sache in ihrem jetzigen Stadium geradezu beherrscht. Wir wollen beraten, wie dir zu helfen wдre, ich muЯ den Advokaten vorsichtig behandeln, dieser wieder den Kanzleidirektor, und du hдttest doch allen Grund, mich wenigstens zu unterstьtzen. Statt dessen bleibst du fort. SchlieЯlich lдЯt es sich nicht verheimlichen, nun, es sind hцfliche, gewandte Mдnner, sie sprechen nicht davon, sie schonen mich, schlieЯlich kцnnen aber auch sie sich nicht mehr ьberwinden, und da sie von der Sache nicht reden kцnnen, verstummen sie. Wir sind minutenlang schweigend dagesessen und haben gehorcht, ob du nicht doch endlich kдmest. Alles vergebens. Endlich steht der Kanzleidirektor, der viel lдnger geblieben ist, als er ursprьnglich wollte, auf, verabschiedet sich, bedauert mich sichtlich, ohne mir helfen zu kцnnen, wartet in unbegreiflicher Liebenswьrdigkeit noch eine Zeitlang in der Tьr, dann geht er. Ich war natьrlich glьcklich, daЯ er weg war, mir war schon die Luft zum Atmen ausgegangen. Auf den kranken Advokaten hat alles noch stдrker eingewirkt, er konnte, der gute Mann, gar nicht sprechen, als ich mich von ihm verabschiedete. Du hast wahrscheinlich zu seinem vollstдndigen Zusammenbrechen beigetragen und beschleunigst so den Tod eines Mannes, auf den du angewiesen bist. Und mich, deinen Onkel, lдЯt du hier im Regen – fьhle nur, ich bin ganz durchnдЯt – stundenlang warten und mich in Sorgen abquдlen.

Siebentes Kapitel Advokat, Fabrikant, Maler

An einem Wintervormittag – drauЯen fiel Schnee im trьben Licht – saЯ K., trotz der frьhen Stunde schon дuЯerst mьde, in seinem Bьro. Um sich wenigstens vor den unteren Beamten zu schьtzen, hatte er dem Diener den Auftrag gegeben, niemanden von ihnen einzulassen, da er mit einer grцЯeren Arbeit beschдftigt sei. Aber statt zu arbeiten, drehte er sich in seinem Sessel, verschob langsam einige Gegenstдnde auf dem Tisch, lieЯ dann aber, ohne es zu wissen, den ganzen Arm ausgestreckt auf der Tischplatte liegen und blieb mit gesenktem Kopf unbeweglich sitzen.
Der Gedanke an den ProzeЯ verlieЯ ihn nicht mehr. Цfters schon hatte er ьberlegt, ob es nicht gut wдre, eine Verteidigungsschrift auszuarbeiten und bei Gericht einzureichen. Er wollte darin eine kurze Lebensbeschreibung vorlegen und bei jedem irgendwie wichtigeren Ereignis erklдren, aus welchen Grьnden er so gehandelt hatte, ob diese Handlungsweise nach seinem gegenwдrtigen Urteil zu verwerfen oder zu billigen war und welche Grьnde er fьr dieses oder jenes anfьhren konnte. Die Vorteile einer solchen Verteidigungsschrift gegenьber der bloЯen Verteidigung durch den ьbrigens auch sonst nicht einwandfreien Advokaten waren zweifellos. K. wuЯte ja gar nicht, was der Advokat unternahm; viel war es jedenfalls nicht, schon einen Monat lang hatte er ihn nicht mehr zu sich berufen, und auch bei keiner der frьheren Besprechungen hatte K. den Eindruck gehabt, daЯ dieser Mann viel fьr ihn erreichen kцnne. Vor allem hatte er ihn fast gar nicht ausgefragt. Und hier war doch so viel zu fragen. Fragen war die Hauptsache. K. hatte das Gefьhl, als ob er selbst alle hier nцtigen Fragen stellen kцnnte. Der Advokat dagegen, statt zu fragen, erzдhlte selbst oder saЯ ihm stumm gegenьber, beugte sich, wahrscheinlich wegen seines schwachen Gehцrs, ein wenig ьber den Schreibtisch vor, zog an einem Bartstrahn innerhalb seines Bartes und blickte auf den Teppich nieder, vielleicht gerade auf die Stelle, wo K. mit Leni gelegen war. Hier und da gab er K. einige leere Ermahnungen, wie man sie Kindern gibt. Ebenso nutzlose wie langweilige Reden, die K. in der SchluЯabrechnung mit keinem Heller zu bezahlen gedachte. Nachdem der Advokat ihn genьgend gedemьtigt zu haben glaubte, fing er gewцhnlich an, ihn wieder ein wenig aufzumuntern. Er habe schon, erzдhlte er dann, viele дhnliche Prozesse ganz oder teilweise gewonnen. Prozesse, die, wenn auch in Wirklichkeit vielleicht nicht so schwierig wie dieser, дuЯerlich noch hoffnungsloser waren. Ein Verzeichnis dieser Prozesse habe er hier in der Schublade – hierbei klopfte er an irgendeine Lade des Tisches –, die Schriften kцnne er leider nicht zeigen, da es sich um Amtsgeheimnisse handle.
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