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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

wenn ich es manchmal unwillkьrlich versucht habe, so verzeihen Sie mir, die Sache aber ist, wie Sie sich selbst ausdrьckten, wichtig genug, und es ist meiner Ьberzeugung nach notwendig, viel krдftiger in den ProzeЯ einzugreifen, als es bisher geschehen ist.« »Ich verstehe Sie«, sagte der Advokat, »Sie sind ungeduldig.« »Ich bin nicht ungeduldig«, sagte K. ein wenig gereizt und achtete nicht mehr soviel auf seine Worte. »Sie dьrften bei meinem ersten Besuch, als ich mit meinem Onkel zu Ihnen kam, bemerkt haben, daЯ mir an dem ProzeЯ nicht viel lag, wenn man mich nicht gewissermaЯen gewaltsam an ihn erinnerte, vergaЯ ich ihn vollstдndig. Aber mein Onkel bestand darauf, daЯ ich Ihnen meine Vertretung ьbergebe, ich tat es, um ihm gefдllig zu sein. Und nun hдtte man doch erwarten sollen, daЯ mir der ProzeЯ noch leichter fallen wьrde als bis dahin, denn man ьbergibt doch dem Advokaten die Vertretung, um die Last des Prozesses ein wenig von sich abzuwдlzen. Es geschah aber das Gegenteil. Niemals frьher hatte ich so groЯe Sorgen wegen des Prozesses wie seit der Zeit, seitdem Sie mich vertreten. Als ich allein war, unternahm ich nichts in meiner Sache, aber ich fьhlte es kaum, jetzt dagegen hatte ich einen Vertreter, alles war dafьr eingerichtet, daЯ etwas geschehe, unaufhцrlich und immer gespannter erwartete ich Ihr Eingreifen, aber es blieb aus. Ich bekam von Ihnen allerdings verschiedene Mitteilungen ьber das Gericht, die ich vielleicht von niemandem sonst hдtte bekommen kцnnen. Aber das kann mir nicht genьgen, wenn mir jetzt der ProzeЯ, fцrmlich im geheimen, immer nдher an den Leib rьckt.« K. hatte den Sessel von sich gestoЯen und stand, die Hдnde in den Rocktaschen, aufrecht da. »Von einem gewissen Zeitpunkt der Praxis an«, sagte der Advokat leise und ruhig, »ereignet sich nichts wesentlich Neues mehr. Wie viele Parteien sind in дhnlichen Stadien der Prozesse дhnlich wie Sie vor mir gestanden und haben дhnlich gesprochen!« »Dann haben«, sagte K., »alle diese дhnlichen Parteien ebenso recht gehabt wie ich. Das widerlegt mich gar nicht.« »Ich wollte Sie damit nicht widerlegen«, sagte der Advokat, »ich wollte aber noch hinzufьgen, daЯ ich bei Ihnen mehr Urteilskraft erwartet hдtte als bei den anderen, besonders da ich Ihnen mehr Einblick in das Gerichtswesen und in meine Tдtigkeit gegeben habe, als ich es sonst Parteien gegenьber tue. Und nun muЯ ich sehen, daЯ Sie trotz allem nicht genьgend Vertrauen zu mir haben. Sie machen es mir nicht leicht.« Wie sich der Advokat vor K. demьtigte! Ohne jede Rьcksicht auf die Standesehre, die gewiЯ gerade in diesem Punkte am empfindlichsten ist. Und warum tat er das? Er war doch dem Anschein nach ein vielbeschдftigter Advokat und ьberdies ein reicher Mann, es konnte ihm an und fьr sich weder an dem Verdienstentgang noch an dem Verlust eines Klienten viel liegen. AuЯerdem war er krдnklich und hдtte selbst darauf bedacht sein sollen, daЯ ihm Arbeit abgenommen werde. Und trotzdem hielt er K. so fest! Warum? War es persцnliche Anteilnahme fьr den Onkel oder sah er K.s ProzeЯ wirklich fьr so auЯerordentlich an und hoffte, sich darin auszuzeichnen, entweder fьr K. oder – diese Mцglichkeit war eben niemals auszuschlieЯen – fьr die Freunde beim Gericht? An ihm selbst war nichts zu erkennen, so rьcksichtslos ihn auch K. ansah. Man hдtte fast annehmen kцnnen, er warte mit absichtlich verschlossener Miene die Wirkung seiner Worte ab. Aber er deutete offenbar das Schweigen K.s fьr sich allzu gьnstig, wenn er jetzt fortfuhr: »Sie werden bemerkt haben, daЯ ich zwar eine groЯe Kanzlei habe, aber keine Hilfskrдfte beschдftige. Das war frьher anders, es gab eine Zeit, wo einige junge Juristen fьr mich arbeiteten, heute arbeite ich allein. Es hдngt dies zum Teil mit der Дnderung meiner Praxis zusammen, indem ich mich immer mehr auf Rechtssachen von der Art der Ihrigen beschrдnke, zum Teil mit der immer tieferen Erkenntnis, die ich von diesen Rechtssachen erhielt. Ich fand, daЯ ich diese Arbeit niemandem ьberlassen dьrfe, wenn ich mich nicht an meinen Klienten und an der Aufgabe, die ich ьbernommen hatte, versьndigen wollte. Der EntschluЯ aber, alle Arbeit selbst zu leisten, hatte die natьrlichen Folgen: ich muЯte fast alle Ansuchen um Vertretungen abweisen und konnte nur denen nachgeben, die mir besonders nahegingen – nun, es gibt ja genug Kreaturen, und sogar ganz in der Nдhe, die sich auf jeden Brocken stьrzen, den ich wegwerfe. Und auЯerdem wurde ich vor Ьberanstrengung krank. Aber trotzdem bereue ich meinen EntschluЯ nicht, es ist mцglich, daЯ ich mehr Vertretungen hдtte abweisen sollen, als ich getan habe, daЯ ich aber den ьbernommenen Prozessen mich ganz hingegeben habe, hat sich als unbedingt notwendig herausgestellt und durch die Erfolge belohnt. Ich habe einmal in einer Schrift den Unterschied sehr schцn ausgedrьckt gefunden, der zwischen der Vertretung in gewцhnlichen Rechtssachen und der Vertretung in diesen Rechtssachen besteht. Es hieЯ dort: der Advokat fьhrt seinen Klienten an einem Zwirnsfaden bis zum Urteil, der andere aber hebt seinen Klienten gleich auf die Schultern und trдgt ihn, ohne ihn abzusetzen, zum Urteil und noch darьber hinaus. So ist es. Aber es war nicht ganz richtig, wenn ich sagte, daЯ ich diese groЯe Arbeit niemals bereue. Wenn sie, wie in Ihrem Fall, so vollstдndig verkannt wird, dann, nun dann bereue ich fast.« K. wurde durch diese Reden mehr ungeduldig als ьberzeugt. Er glaubte irgendwie aus dem Tonfall des Advokaten herauszuhцren, was ihn erwartete, wenn er nachgдbe, wieder wьrden Vertrцstungen beginnen, die Hinweise auf die fortschreitende Eingabe, auf die gebesserte Stimmung der Gerichtsbeamten, aber auch auf die groЯen Schwierigkeiten, die sich der Arbeit entgegenstellten, – kurz, all das bis zum ЬberdruЯ Bekannte wьrde hervorgeholt werden, um K. wieder mit unbestimmten Hoffnungen zu tдuschen und mit unbestimmten Drohungen zu quдlen. Das muЯte endgьltig verhindert werden, er sagte deshalb: »Was wollen Sie in meiner Sache unternehmen, wenn Sie die Vertretung behalten?« Der Advokat fьgte sich sogar dieser beleidigenden Frage und antwortete: »In dem, was ich fьr Sie bereits unternommen habe, weiter fortfahren.« »Ich wuЯte es ja«, sagte K., »nun ist aber jedes weitere Wort ьberflьssig.« »Ich werde noch einen Versuch machen«, sagte der Advokat, als geschehe das, was K. erregte, nicht K., sondern ihm. »Ich habe nдmlich die Vermutung, daЯ Sie nicht nur zu der falschen Beurteilung meines Rechtsbeistandes, sondern auch zu Ihrem sonstigen Verhalten dadurch verleitet werden, daЯ man Sie, obwohl Sie Angeklagter sind, zu gut behandelt oder, richtiger ausgedrьckt, nachlдssig, scheinbar nachlдssig behandelt. Auch dieses letztere hat seinen Grund; es ist oft besser, in Ketten, als frei zu sein. Aber ich mцchte Ihnen doch zeigen, wie andere Angeklagte behandelt werden, vielleicht gelingt es Ihnen, daraus eine Lehre zu nehmen. Ich werde jetzt nдmlich Block vorrufen, sperren Sie die Tьr auf und setzen Sie sich hier neben den Nachttisch!« »Gerne«, sagte K. und tat, was der Advokat verlangt hatte; zu lernen war er immer bereit. Um sich aber fьr jeden Fall zu sichern, fragte er noch: »Sie haben aber zur Kenntnis genommen, daЯ ich Ihnen meine Vertretung entziehe?« »Ja«, sagte der Advokat, »Sie kцnnen es aber heute noch rьckgдngig machen.« Er legte sich wieder ins Bett zurьck, zog das Federbett bis zum Kinn und drehte sich der Wand zu. Dann lдutete er.
Fast gleichzeitig mit dem Glockenzeichen erschien Leni, sie suchte durch rasche Blicke zu erfahren, was geschehen war; daЯ K. ruhig beim Bett des Advokaten saЯ, schien ihr beruhigend. Sie nickte K., der sie starr ansah, lдchelnd zu. »Hole Block«, sagte der Advokat. Statt ihn aber zu holen, trat sie nur vor die Tьr, rief: »Block! Zum Advokaten!« und schlьpfte dann, wahrscheinlich weil der Advokat zur Wand abgekehrt blieb und sich um nichts kьmmerte, hinter K.s Sessel. Sie stцrte ihn von nun ab, indem sie sich ьber die Sessellehne vorbeugte oder mit den Hдnden, allerdings sehr zart und vorsichtig, durch sein Haar fuhr und ьber seine Wangen strich. SchlieЯlich suchte K. sie daran zu hindern, indem er sie bei einer Hand erfaЯte, die sie ihm nach einigem Widerstreben ьberlieЯ.
Block war auf den Anruf hin gleich gekommen, blieb aber vor der Tьr stehen und schien zu ьberlegen, ob er eintreten sollte. Er zog die Augenbrauen hoch und neigte den Kopf, als horche er, ob sich der Befehl, zum Advokaten zu kommen, wiederholen wьrde. K. hдtte ihn zum Eintreten aufmuntern kцnnen, aber er hatte sich vorgenommen, nicht nur mit dem Advokaten, sondern mit allem, was hier in der Wohnung war, endgьltig zu brechen und verhielt sich deshalb regungslos. Auch Leni schwieg. Block bemerkte, daЯ ihn wenigstens niemand verjage und trat auf den FuЯspitzen ein, das Gesicht gespannt, die Hдnde auf dem Rьcken verkrampft. Die Tьr hatte er fьr einen mцglichen Rьckzug offen gelassen. K. blickte er gar nicht an, sondern immer nur das hohe Federbett, unter dem der Advokat, da er sich ganz nahe an die Wand geschoben hatte, nicht einmal zu sehen war. Da hцrte man aber seine Stimme: »Block hier?« fragte er. Diese Frage gab Block, der schon eine groЯe Strecke weitergerьckt war, fцrmlich einen StoЯ in die Brust und dann einen in den Rьcken, er taumelte, blieb tief gebьckt stehen und sagte: »Zu dienen.« »Was willst du?« fragte der Advokat, »du kommst ungelegen.« »Wurde ich nicht gerufen?« fragte Block mehr sich selbst als den Advokaten, hielt die Hдnde zum Schutze vor und war bereit, wegzulaufen. »Du wurdest gerufen«, sagte der Advokat, »trotzdem kommst du ungelegen.« Und nach einer Pause fьgte er hinzu: »Du kommst immer ungelegen.« Seitdem der Advokat sprach, sah Block nicht mehr auf das Bett hin, er starrte vielmehr irgendwo in eine Ecke und lauschte nur, als sei der Anblick des Sprechers zu blendend, als daЯ er ihn ertragen kцnnte. Es war aber auch das Zuhцren schwer, denn der Advokat sprach gegen die Wand, und zwar leise und schnell. »Wollt Ihr, daЯ ich weggehe?« fragte Block. »Nun bist du einmal da«, sagte der Advokat. »Bleib!« Man hдtte glauben kцnnen, der Advokat habe nicht Blocks Wunsch erfьllt, sondern ihm, etwa mit Prьgeln, gedroht, denn jetzt fing Block wirklich zu zittern an. »Ich war gestern«, sagte der Advokat, »beim Dritten Richter, meinem Freund, und habe allmдhlich das Gesprдch auf dich gelenkt. Willst du wissen, was er sagte?« »O bitte«, sagte Block. Da der Advokat nicht gleich antwortete, wiederholte Block nochmals die Bitte und neigte sich, als wolle er niederknien. Da fuhr ihn aber K. an: »Was tust du?« rief er. Da ihn Leni an dem Ausruf hatte hindern wollen, faЯte er auch ihre zweite Hand. Es war nicht der Druck der Liebe, mit dem er sie festhielt, sie seufzte auch цfters und suchte ihm die Hдnde zu entwinden. Fьr K.s Ausruf aber wurde Block gestraft, denn der Advokat fragte ihn: »Wer ist denn dein Advokat?« »Ihr seid es«, sagte Block. »Und auЯer mir?« fragte der Advokat. »Niemand auЯer Euch«, sagte Block. »Dann folge auch niemandem sonst«, sagte der Advokat. Block erkannte das vollstдndig an, er maЯ K. mit bцsen Blicken und schьttelte heftig gegen ihn den Kopf. Hдtte man dieses Benehmen in Worte ьbersetzt, so wдren es grobe Beschimpfungen gewesen. Mit diesem Menschen hatte K. freundschaftlich ьber seine eigene Sache reden wollen! »Ich werde dich nicht mehr stцren«, sagte K., in den Sessel zurьckgelehnt. »Knie nieder oder krieche auf allen vieren, tu, was du willst. Ich werde mich darum nicht kьmmern.« Aber Block hatte doch Ehrgefьhl, wenigstens gegenьber K., denn er ging, mit den Fдusten fuchtelnd, auf ihn zu, und rief so laut, als er es nur in der Nдhe des Advokaten wagte: »Sie dьrfen nicht so mit mir reden, das ist nicht erlaubt. Warum beleidigen Sie mich? Und ьberdies noch hier, vor dem Herrn Advokaten, wo wir beide, Sie und ich, nur aus Barmherzigkeit geduldet sind? Sie sind kein besserer Mensch als ich, denn Sie sind auch angeklagt und haben auch einen ProzeЯ. Wenn Sie aber trotzdem noch ein Herr sind, dann bin ich ein ebensolcher Herr, wenn nicht gar ein noch grцЯerer. Und ich will auch als ein solcher angesprochen werden, gerade von Ihnen. Wenn Sie sich aber dadurch fьr bevorzugt halten, daЯ Sie hier sitzen und ruhig zuhцren dьrfen, wдhrend ich, wie Sie sich ausdrьcken, auf allen vieren krieche, dann erinnere ich Sie an den alten Rechtsspruch: fьr den Verdдchtigen ist Bewegung besser als Ruhe, denn der, welcher ruht, kann immer, ohne es zu wissen, auf einer Waagschale sein und mit seinen Sьnden gewogen werden.« K. sagte nichts, er staunte nur mit unbeweglichen Augen diesen verwirrten Menschen an. Was fьr Verдnderungen waren mit ihm nur schon in der letzten Stunde vor sich gegangen! War es der ProzeЯ, der ihn so hin und her warf und ihn nicht erkennen lieЯ, wo Freund und wo Feind war? Sah er denn nicht, daЯ der Advokat ihn absichtlich demьtigte und diesmal nichts anderes bezweckte, als sich vor K. mit seiner Macht zu brьsten und sich dadurch vielleicht auch K. zu unterwerfen? Wenn Block aber nicht fдhig war, das zu erkennen oder wenn er den Advokaten so sehr fьrchtete, daЯ ihm jene Erkenntnis nichts helfen konnte, wie kam es, daЯ er doch wieder so schlau oder so kьhn war, den Advokaten zu betrьgen und ihm zu verschweigen, daЯ er auЯer ihm noch andere Advokaten fьr sich arbeiten lieЯ? Und wie wagte er es, K. anzugreifen, da dieser doch gleich sein Geheimnis verraten konnte? Aber er wagte noch mehr, er ging zum Bett des Advokaten und begann, sich nun auch dort ьber K. zu beschweren: »Herr Advokat«, sagte er, »habt Ihr gehцrt, wie dieser Mann mit mir gesprochen hat? Man kann noch die Stunden seines Prozesses zдhlen, und schon will er mir, einem Mann, der Fьnfjahre im Prozesse steht, gute Lehren geben. Er beschimpft mich sogar. WeiЯ nichts und beschimpft mich, der ich, soweit meine schwachen Krдfte reichen, genau studiert habe, was Anstand, Pflicht und Gerichtsgebrauch verlangt.« »Kьmmere dich um niemanden«, sagte der Advokat, »und tue, was dir richtig scheint.« »GewiЯ«, sagte Block, als spreche er sich selbst Mut zu, und kniete unter einem kurzen Seitenblick nun knapp beim Bett nieder. »Ich knie schon, mein Advokat«, sagte er. Der Advokat schwieg aber. Block streichelte mit einer Hand vorsichtig das Federbett. In der Stille, die jetzt herrschte, sagte Leni, indem sie sich von K.s Hдnden befreite: »Du machst mir Schmerzen. LaЯ mich. Ich gehe zu Block.« Sie ging hin und setzte sich auf den Bettrand. Block war ьber ihr Kommen sehr erfreut, er bat sie gleich durch lebhafte, aber stumme Zeichen, sich beim Advokaten fьr ihn einzusetzen. Er benцtigte offenbar die Mitteilungen des Advokaten sehr dringend, aber vielleicht nur zu dem Zweck, um sie durch seine ьbrigen Advokaten ausnutzen zu lassen. Leni wuЯte wahrscheinlich genau, wie man dem Advokaten beikommen kцnne, sie zeigte auf die Hand des Advokaten und spitzte die Lippen wie zum KuЯ. Gleich fьhrte Block den HandkuЯ aus und wiederholte ihn, auf eine Aufforderung Lenis hin, noch zweimal. Aber der Advokat schwieg noch immer. Da beugte sich Leni ьber den Advokaten hin, der schцne Wuchs ihres Kцrpers wurde sichtbar, als sie sich so streckte, und strich, tief zu seinem Gesicht geneigt, ьber sein langes, weiЯes Haar. Das zwang ihm nun doch eine Antwort ab. »Ich zцgere, es ihm mitzuteilen«, sagte der Advokat, und man sah, wie er den Kopf ein wenig schьttelte, vielleicht, um des Druckes von Lenis Hand mehr teilhaftig zu werden. Block horchte mit gesenktem Kopf, als ьbertrete er durch dieses Horchen ein Gebot. »Warum zцgerst du denn?« fragte Leni. K. hatte das Gefьhl, als hцre er ein einstudiertes Gesprдch, das sich schon oft wiederholt hatte, das sich noch oft wiederholen wьrde und das nur fьr Block seine Neuheit nicht verlieren konnte. »Wie hat er sich heute verhalten?« fragte der Advokat, statt zu antworten. Ehe sich Leni darьber дuЯerte, sah sie zu Block hinunter und beobachtete ein Weilchen, wie er die Hдnde ihr entgegenhob und bittend aneinander rieb. SchlieЯlich nickte sie ernst, wandte sich zum Advokaten und sagte: »Er war ruhig und fleiЯig.« Ein alter Kaufmann, ein Mann mit langem Bart, flehte ein junges Mдdchen um ein gьnstiges Zeugnis an. Mochte er dabei auch Hintergedanken haben, nichts konnte ihn in den Augen eines Mitmenschen rechtfertigen. K. begriff nicht, wie der Advokat daran hatte denken kцnnen, durch diese Vorfьhrung ihn zu gewinnen. Hдtte er ihn nicht schon frьher verjagt, er hдtte es durch diese Szene erreicht. Er entwьrdigte fast den Zuseher. So bewirkte also die Methode des Advokaten, welcher K. glьcklicherweise nicht lange genug ausgesetzt gewesen war, daЯ der Klient schlieЯlich die ganze Welt vergaЯ und nur auf diesem Irrweg zum Ende des Prozesses sich fortzuschleppen hoffte. Das war kein Klient mehr, das war der Hund des Advokaten. Hдtte ihm dieser befohlen, unter das Bett wie in eine Hundehьtte zu kriechen und von dort aus zu bellen, er hдtte es mit Lust getan. Als sei K. beauftragt, alles, was hier gesprochen wurde, genau in sich aufzunehmen, an einem hцheren Ort die Anzeige davon zu erstatten und einen Bericht abzulegen, hцrte er prьfend und ьberlegen zu. »Was hat er wдhrend des ganzen Tages getan?« fragte der Advokat. »Ich habe ihn«, sagte Leni, »damit er mich bei der Arbeit nicht stцre, in dem Dienstmдdchenzimmer eingesperrt, wo er sich ja gewцhnlich aufhдlt. Durch die Lьcke konnte ich von Zeit zu Zeit nachsehen, was er machte. Er kniete immer auf dem Bett, hatte die Schriften, die du ihm geliehen hast, auf dem Fensterbrett aufgeschlagen und las in ihnen. Das hat einen guten Eindruck auf mich gemacht; das Fenster fьhrt nдmlich nur in einen Luftschacht und gibt fast kein Licht. DaЯ Block trotzdem las, zeigte mir, wie folgsam er ist.« »Es freut mich, das zu hцren«, sagte der Advokat. »Hat er aber auch mit Verstдndnis gelesen?« Block bewegte wдhrend dieses Gesprдchs unaufhцrlich die Lippen, offenbar formulierte er die Antworten, die er von Leni erhoffte. »Darauf kann ich natьrlich«, sagte Leni, »nicht mit Bestimmtheit antworten. Jedenfalls habe ich gesehen, daЯ er grьndlich las. Er hat den ganzen Tag ьber die gleiche Seite gelesen und beim Lesen den Finger die Zeilen entlanggefьhrt. Immer, wenn ich zu ihm hineinsah, hat er geseufzt, als mache ihm das Lesen viel Mьhe. Die Schriften, die du ihm geliehen hast, sind wahrscheinlich schwer verstдndlich.« »Ja«, sagte der Advokat, »das sind sie allerdings. Ich glaube auch nicht, daЯ er etwas von ihnen versteht. Sie sollen ihm nur eine Ahnung davon geben, wie schwer der Kampf ist, den ich zu seiner Verteidigung fьhre. Und fьr wen fьhre ich diesen schweren Kampf? Fьr – es ist fast lдcherlich, es auszusprechen – fьr Block. Auch was das bedeutet, soll er begreifen lernen. Hat er ununterbrochen studiert?« »Fast ununterbrochen«, antwortete Leni, »nur einmal hat er mich um Wasser zum Trinken gebeten. Da habe ich ihm ein Glas durch die Luke gereicht. Um acht Uhr habe ich ihn dann herausgelassen und ihm etwas zu essen gegeben.« Block streifte K. mit einem Seitenblick, als werde hier Rьhmendes von ihm erzдhlt und mьsse auch auf K. Eindruck machen. Er schien jetzt gute Hoffnungen zu haben, bewegte sich freier und rьckte auf den Knien hin und her. Desto deutlicher war es, wie er unter den folgenden Worten des Advokaten erstarrte: »Du lobst ihn«, sagte der Advokat. »Aber gerade das macht es mir schwer, zu reden. Der Richter hatte sich nдmlich nicht gьnstig ausgesprochen, weder ьber Block selbst, noch ьber seinen ProzeЯ.« »Nicht gьnstig?« fragte Leni. »Wie ist das mцglich?« Block sah sie mit einem so gespannten Blick an, als traue er ihr die Fдhigkeit zu, jetzt noch die lдngst ausgesprochenen Worte des Richters zu seinen Gunsten zu wenden. »Nicht gьnstig«, sagte der Advokat. »Er war sogar unangenehm berьhrt, als ich von Block zu sprechen anfing. ›Reden Sie nicht von Block‹, sagte er. ›Er ist mein Klient‹, sagte ich. ›Sie lassen sich miЯbrauchen‹, sagte er. ›Ich halte seine Sache nicht fьr verloren‹, sagte ich. ›Sie lassen sich miЯbrauchen‹, wiederholte er. ›Ich glaube es nicht‹, sagte ich. ›Block ist im ProzeЯ fleiЯig und immer hinter seiner Sache her. Er wohnt fast bei mir, um immer auf dem laufenden zu sein. Solchen Eifer findet man nicht immer. GewiЯ, er ist persцnlich nicht angenehm, hat hдЯliche Umgangsformen und ist schmutzig, aber in prozessualer Hinsicht ist er untadelhaft.‹ Ich sagte untadelhaft, ich ьbertrieb absichtlich. Darauf sagte er: ›Block ist bloЯ schlau. Er hat viel Erfahrung angesammelt und versteht es, den ProzeЯ zu verschleppen. Aber seine Unwissenheit ist noch viel grцЯer als seine Schlauheit. Was wьrde er wohl dazu sagen, wenn er erfьhre, daЯ sein ProzeЯ noch gar nicht begonnen hat, wenn man ihm sagte, daЯ noch nicht einmal das Glockenzeichen zum Beginn des Prozesses gegeben ist.‹ Ruhig, Block«, sagte der Advokat, denn Block begann sich gerade auf unsicheren Knien zu erheben und wollte offenbar um Aufklдrung bitten. Es war jetzt das erstemal, daЯ sich der Advokat mit ausfьhrlichen Worten geradezu an Block wendete. Mit mьden Augen sah er halb ziellos, halb zu Block hinunter, der unter diesem Blick wieder langsam in die Knie zurьcksank. »Diese ДuЯerung des Richters hat fьr dich gar keine Bedeutung«, sagte der Advokat. »Erschrick doch nicht bei jedem Wort. Wenn sich das wiederholt, werde ich dir gar nichts mehr verraten. Man kann keinen Satz beginnen, ohne daЯ du einen anschaust, als ob jetzt dein Endurteil kдme. Schдme dich hier vor meinem Klienten! Auch erschьtterst du das Vertrauen, das er in mich setzt. Was willst du denn? Noch lebst du, noch stehst du unter meinem Schutz. Sinnlose Angst! Du hast irgendwo gelesen, daЯ das Endurteil in manchen Fдllen unversehens komme, aus beliebigem Munde, zu beliebiger Zeit. Mit vielen Vorbehalten ist das allerdings wahr, ebenso wahr aber ist es, daЯ mich deine Angst anwidert und daЯ ich darin einen Mangel des notwendigen Vertrauens sehe. Was habe ich denn gesagt? Ich habe die ДuЯerung eines Richters wiedergegeben. Du weiЯt, die verschiedenen Ansichten hдufen sich um das Verfahren bis zur Undurchdringlichkeit. Dieser Richter zum Beispiel nimmt den Anfang des Verfahrens zu einem anderen Zeitpunkt an als ich. Ein Meinungsunterschied, nichts weiter. In einem gewissen Stadium des Prozesses wird nach altem Brauch ein Glockenzeichen gegeben. Nach der Ansicht dieses Richters beginnt damit der ProzeЯ. Ich kann dir jetzt nicht alles sagen, was dagegen spricht, du wьrdest es auch nicht verstehen, es genьge dir, daЯ viel dagegen spricht.« Verlegen fuhr Block unten mit den Fingern durch das Fell des Bettvorlegers, die Angst wegen des Ausspruchs des Richters lieЯ ihn zeitweise die eigene Untertдnigkeit gegenьber dem Advokaten vergessen, er dachte dann nur an sich und drehte die Worte des Richters nach allen Seiten. »Block«, sagte Leni in warnendem Ton und zog ihn am Rockkragen ein wenig in die Hцhe. »LaЯ jetzt das Fell und hцre dem Advokaten zu.«
(Dieses Kapitel wurde nicht vollendet)

Neuntes Kapitel Im Dom

K. bekam den Auftrag, einem italienischen Geschдftsfreund der Bank, der fьr sie sehr wichtig war und sich zum erstenmal in dieser Stadt aufhielt, einige Kunstdenkmдler zu zeigen. Es war ein Auftrag, den er zu anderer Zeit gewiЯ fьr ehrend gehalten hдtte, den er aber jetzt, da er nur mit groЯer Anstrengung sein Ansehen in der Bank noch wahren konnte, widerwillig ьbernahm. Jede Stunde, die er dem Bьro entzogen wurde, machte ihm Kummer; er konnte zwar die Bьrozeit bei weitem nicht mehr so ausnьtzen wie frьher, er brachte manche Stunden nur unter dem notdьrftigsten Anschein wirklicher Arbeit hin, aber desto grцЯer waren seine Sorgen, wenn er nicht im Bьro war. Er glaubte dann zu sehen, wie der Direktor-Stellvertreter, der ja immer auf der Lauer gewesen war, von Zeit zu Zeit in sein Bьro kam, sich an seinen Schreibtisch setzte, seine Schriftstьcke durchsuchte, Parteien, mit denen K. seit Jahren fast befreundet gewesen war, empfing und ihm abspenstig machte, ja vielleicht sogar Fehler aufdeckte, von denen sich K. wдhrend der Arbeit jetzt immer aus tausend Richtungen bedroht sah und die er nicht mehr vermeiden konnte. Wurde er daher einmal, sei es in noch so auszeichnender Weise, zu einem Geschдftsweg oder gar zu einer kleinen Reise beauftragt – solche Auftrдge hatten sich in der letzten Zeit ganz zufдllig gehдuft –, dann lag immerhin die Vermutung nahe, daЯ man ihn fьr ein Weilchen aus dem Bьro entfernen und seine Arbeit ьberprьfen wolle oder wenigstens, daЯ man im Bьro ihn fьr leicht entbehrlich halte.
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